Berichte aus den Vereinen

Was macht ein Odenwälder Musikverein in der Corona-Zwangspause?

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Einen Einblick in die Monate seit Sommer 2020 gibt der Spielmannszug der FF Fränkisch-Crumbach. Die Fragen: Was muss getan werden, um die Gruppe zusammen zu halten? Wie kann man sich hin und wieder sehen, ohne sich physisch zu treffen, denn das war ja nicht gestattet? Eine tatsächlich schwierige Situation.

In dieser lang anhaltenden Phase wurde der Spielmannszug Fränkisch-Crumbach als Musikverein zunächst sportlich und nahm an einem virtuellen „Lauf” teil. 2019 waren die Musiker*innen im schottischen Falkirk auf Konzertreise, und dann ging es ganz schnell, dass das Virus die Welt auf den auf den Kopf gestellt hat. So entdeckte Patrick Eckert, Vorsitzender des Musikvereins, dass es ein virtuelles Laufevent gibt – „The Edinburgh Mile”. Da trafen sich Musiker*innen, als man sich noch treffen durfte, aber gemeinsame Musik schon nicht mehr möglich war, an einem Freitagabend nicht zur Probe, sondern joggten die „Edinburgh Mile” im Ortskern von Fränkisch-Crumbach.

Neben dem sportlichen Charakter, den der Musikverein hatte, ging es aber auch mit der Musik weiter. Oli Löbbert arrangierte für die Gruppe einige Musikstücke, diese wurden von allen zuhause alleine eingespielt und durch Oli Löbbert zu einem gemeinsamen Stück zusammengefügt. Egal ob es „Go West” war oder der „Skye Boat Song” oder gar Weihnachtsmusik, spätestens im Dezember gab es Gänsehaut. Denn Ulrike Büchner verteilte als Weihnachtsgeschenk für die Musiker eine CD mit dem virtuellen Weihnachtsstück. So waren spätestens im Dezember alle Musiker*innen zusammen, auch wenn die räumliche Trennung weiter bestand.

Rechnerin Melanie Winter kümmerte sich um die sog. „WinDefender“, das sind kleine Zusatzstecker, die an das Mundstück der Querflöte geklemmt werden und den Atem beim Spielen nicht nach vorne richtet, sondern zum Musiker zurück lenkt. Resultat: weniger Aerosolausstoß, und die Ansteckungsgefahr wird zumindest gemindert. Leider kamen diese bisher nicht in der großen Gruppe des Flötenorchesters zum Einsatz. Aber es bleibt zu hoffen, dass dies im Sommer geschehen kann.

In einigen Sitzungen des Vorstandes wurde immer wieder überlegt,  was getan werden kann, um die Geselligkeit des Musikvereins auch in der Phase der Trennung aufrechthalten zu können. Denn nach den Proben gehört für viele Musiker auch die Geselligkeit dazu. Und hier kam die Idee auf, ein virtuelles Tasting zu organisieren. Uli Büchner war es wieder, die sich um Care-Pakete kümmerte und damit einen „Odenwälder Abend” ermöglichte. Bei verschiedenen Kochkäsen, verschiedenem regionalem Apfelwein und extra für den Anlass gebacken, dem musikalischsten Brot der Welt – die Bäckerei um Burkhard Horn brachte Brote mit Violinschlüssel und Noten aus dem Backofen, das von Rosi Horn und Ulrike Büchern verteilt wurde. So fanden die teilnehmenden Musiker*innen die Carepakete vor der Haustür. Patrick Eckert steuerte die Technik bei, und schon konnten sich mehr als 30 Musikfreunde virtuell treffen. Man hatte fast den Eindruck „ach, es ist wie früher am Freitagabend, nur sitzt man eben daheim”.

Ein anderer Aspekt war auch immer wieder die Musik, die Weiterbildung. So nahmen Bianka Erhard, Irene Gutberlet und Rosi Horn an einem digitalen Workshop zur Weiterbildung am Instrument Flöte teil. Ansatz, Technik und Spaß standen hier im Zentrum des Workshops, der von einem hochrangigen Dozenten geleitet und vom Landesfeuerwehrverband durchgeführt wurde. Außerdem immer wieder die aktive Teilnahme an virtuellen Treffen mit anderen Musikvereinen im Landesfeuerwehrverband Hessen, um auf dem Laufenden zu sein. Aktiv dabei sind hier Oli Löbbert und Patrick Eckert.

Die Dirigentin Anna-Maria Seibert und Tobias Meurer kümmern sich im Social Media, mit der Hauptaufgabe, auch in 2021 – Termine, Feste, Feierlichkeiten abzusagen. Aber trotzdem auch hier bleibt die Gruppe im Gespräch, und die Social Media Plattformen ermöglichen es auch hier und da, eine musikalische Erinnerung zu teilen, von Konzerten, Wettbewerben, ersten Aufnahmen und lustigen Schnappschüssen.

Dies sind einige Beispiele, um einen Musikverein am Leben zu halten. In Zeiten wie diesen steht natürlich der Gesundheitsschutz an vorderster Stelle! Trotzdem wird es eine Freude sein, in einiger Zeit wieder zusammen Musik machen zu können, auch wenn klar ist, dass das musikalische Niveau erst wieder hart erarbeitet werden muss.

Die Bilder zeigen den virtuellen schottischen Lauf in Fränkisch-Crumbach, das musikalische Brot und den WinDefender im Einsatz bei Klaus Frank.

Text: Patrick Eckert